Auftakt zur feministischen Offensive Darmstadt

In der Nacht vom 13. auf den 14. März hat eine Gruppe autonomer Feminist*innen, die Alte Darmstädter Burschenschaft Germania in der Alexanderstraße in Darmstadt angegriffen. Mit Hämmern haben sie ihre Scheiben zu den unteren Gemeinschaftsräumen eingeschlagen und das Haus mit Farbe markiert.

Die AKtivist*innen schrieben dazu: „Die Burschenschaft Germania ist Mitglied im Dachverband „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“, in der spätestens seit der Kontroverse um den Ariernachweis und dem Austritt aller nicht-ganz-so-völkischen Burschenschaften (die natürlich immer noch fürchterlich männerbündisch und reaktionär sind) nur noch völkisch-nationalistische Burschenschaften Platz haben.

Wie in jeder Burschenschaft dürfen in der Germania nur Männer partizipieren, es wird hiermit ein von konservativen bis völkischen Traditionen geprägtes Männerbündnis über Generationen aufrecht erhalten, um eine exklusive patriarchale Struktur zu stützen. Es ist mittlerweile auch kein Geheimnis mehr, dass Burschenschaften eng mit (neu)rechten Strukturen vernetzt sind und zum Beispiel Parteien wie die AfD stützen und auch immer mehr versuchen in der Studierendenschaft, sowie in offiziellen Uni-Gremien Fuß zu fassen, um die Unipolitik konservativ bis rechts zu gestalten. Die Germania ist noch dazu eine schlagende Burschenschaft, das heißt, dass ihre Männer gerne schlecht miteinander fechten, um sich zu beweisen, wer der krasseste von ihnen ist.

Das sind für uns genug Gründe für einen Auftakt zu einer feministischen Offensive gegen rückwärtsgewandte Strukturen. Nicht nur Burschenschaften können also Ziele dieser Offensive sein, auch andere Objekte und Strukturen,die wissentlich von reaktionären Kräfte genutzt werden und somit in einem Stadtbild eine Öffentlichkeit bekommen. Wir rufen dazu auf ihnen diese Räume zu nehmen, ihnen zu Schaden und ein feministischen emanzipatorischen Gegenentwurf zu diesen reaktionären Kräften zu zeichnen:

Im Zuge des Rechtsrucks verfestigen sich vorgeblicher Wertkonservatismus und Antifeminismus als grundlegendes ideologisches Moment weltweit. Die Auflehnung gegen die Unterdrückung durch das Geschlecht äußert sich durch Mobilisierung im öffentlichen Raum: Anti-Abtreibungskämpfe in Polen, Proteste gegen feministisches Aufbegehren im Iran, Verbot der Gender-Studies in Ungarn sowie die „Demo für alle“ stellen nur einen schablonenhaften Ausschnitt, hierfür dar.

Auf staatlicher Ebene kumulierte Antifeminismus jüngst in eine Verschlechterung von Frauenrechten. Der Paragraph 219a ist schlimmer als je zuvor: Aufklärung zum Leben und zur Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper wurden vor wenigen Wochen per Gesetz durch die GroKo zur Straftat erklärt. Weiter werden Kundgebungen von AbtreibungsgegnerInnen wie die vor Profamilia, durch staatliche Exekutivorgane geschützt. Und Störungen gegen diesen Ausdruck patriarchaler Gewalt kriminalisiert.

Die Übernahme misogyner Positionen steht auch in Verbindung mit dem Erstarken neuer und extrem rechter Strömungen. Proaktiv vermitteln Sie ein heteronormatives Geschlechterbild, schränken die Frau* in Intellekt und Handeln ein. Vielmehr soll sie in Ihrer Rolle Fürsorge leisten. Als Mutter sei es außerdem ihre „natürliche“ Bestimmung, den „Volkskörper“ zu erhalten und zu erziehen.
Entscheidend für ihr Wirken sind bis heute legitimierte öffentliche und private Räume in unseren Städten. Burschenschaften, (neu)rechte und fundamentalistische Kräfte und damit auch explizit ihre Räumlichkeiten sollten daher stets ein Ziel der antifaschistischen Initiative sein. Aus feministischer Sicht ist es unsere Aufgabe, omnipräsenten Antifeminismus aufzudecken und zu bekämpfen.

Die Geschlechterfrage ist stets genuiner Bestandteil des kapitalistischen Systems.
Ungleiche Wertigkeit von Arbeit der patriarchalen Strukturen sind ihr dominantes Prinzip. Wir streben an, dieses Prinzip aufzuheben und jegliche reaktionären Formierungen aufzudecken, und ihnen emanzipatorische Strategien und Handlungsfelder entgegenzustellen.
Im Rahmen des Frauenkampftags gilt es sich zusammenzuschließen und entschlossen gegen Burschenschaften, Verbindungen, AfD sowie FundamentalistInnen vorzugehen.

Der 8. März ist vorbei, doch der Kampf geht weiter: Genoss*innen, schließt euch den Protesten gegen die regressiven Strukturen in euren Städten an!

Wie die feministische Kampange zum 8. März aus Frankfurt am Main, die wir feiern, denn Frauen*kampftag ist jeden Tag. Wir sagen: Burschis anpinkeln ist #radikalselbstbestimmt!

Für die Verwirklichung menschlichen Potenzials jenseits seiner Verwertbarkeit!
Privilegierungen abschaffen! Antifaschismus und Feminismus zusammendenken! Solidarität.“