In der Nacht vom 5. auf den 6. März wurden in Frankfurt am Main zwei Farbanschläge auf die Räumlichkeiten des Katholischen Studentenvereins Frankonia-Straßburg, sowie des Ökumenischen Zentrum Christuskirche verübt.
Dies fanden im Rahmen der Aktionswoche #radikalselbstbestimmt statt. Es liegt hierzu folgende Begründung vor:
Die beiden von uns ausgewählten Orte stehen exemplarisch für eine anti-religiöse Kritik, mit der wir uns in die Aktionswoche um den Frauen*kampftag 2019 einbringen wollen.
Es wird vermutlich kaum verwundern, warum das Haus einer deutschen, männerbündischen Studentenverbindung Ziel einer solchen Aktion sein sollte. Hingegen mag es vielleicht einige von euch irritieren, weshalb eine Kirche, die auch eine äthiopische und chinesische Gemeinde beherbergt, in diese Form hervorgehoben werden sollte.
Beide Orte stellen für uns Symbole ein und derselben Dimension sexistischer Unterdrückung dar: Der Religion als gelebte ideologische Praxis. Dass diese Praxis permanent sexistische Gewalt und Unterdrückung produziert, sollte nicht erst seit den jüngsten Skandalen um sexuelle Übergriffe und Missbrauch in der katholischen Kirche deutlich geworden sein. Religion fordert in nahezu jeder Form die Unterwerfung unter ein patriarchales Primat, sei es unter die ethisch-moralische Autorität von Priester*innen oder unter eine Logik in der Frauen* – neben Haus, Feld, Rind und Esel (Ex 20,17) – Eigentum sind, das es nicht zu begehren gilt. Selbstbestimmtes Begehren und deviantes Leben haben hier, unabhängig von Konfession, in letzter Konsequenz keinen Platz.
Nicht zuletzt, richten wir uns damit aber auch gegen eine Verklärung, die Religion und Kirche momentan in weiten Teilen der Linken erfahren: Sei es als untrennbares Element subalterner Identität, als unverzichtbare Partner*innenschaft in der Sozial- und Geflüchtetenarbeit oder gar im Rahmen einer ‚antifaschistischen Befreiungstheologie‘. Wo geglaubt wird, gut Lebenspraxis oder Emanzipation hänge von den Maßstäben und der der Gnade einer außerweltlichen Ordnung ab, wird nicht nur ein Vermögen sich zu befreien oder gut zu leben unmöglich bleiben. Es führt auch zum Verlust des Blickes auf die basalen, weltlichen Systematiken und Zwängen, wie das Patriarchat, das Kapital und nicht zuletzt: der Religion selbst.
Diese Einheit, die Patriachat, Religion und Kapital bilden und die uns davon abhält radikal selbstbestimmt zu leben, gilt es nicht nur im Rahmen des 8. März, sondern permanent zu kritisieren.