Warum eigentlich Frauen*kampftag?
Das Bild, dass viele Menschen von Männern* und Frauen* haben, ist immernoch ein einschränkendes und ausschließendes. Es hat sich sicherlich teilweise gelöst, dass die Verwunderung über fußballspielende Mädchen* und kleine Jungen*, die rosa mögen, nicht mehr ganz so groß ist. Aber dennoch wird in diesen beiden Kategorien gedacht, obwohl es sichtbar und viel mehr noch unsichtbar Menschen gibt, die sich in diesen einfach nicht wieder finden, weil es in der Realität diese Kategorien nicht gibt.
Sie werden durch unsere Gesellschaft lediglich immer wieder wiederholt. Es gäbe keine gleichförmige Gruppe von Menschen, mit gleichen Verhaltensmustern, Vorlieben, Arten zu Lieben und Interessen, die Frauen genannt werden könnte, wenn wir nicht immer wieder hören würden, wie wir zu sein haben und weil Abweichende ungesehen bleiben und unterdrückt werden, separiert werden oder sich selbst separieren um sie selbst sein zu dürfen. Darum sind diese Kategorien in diesem Text mit einem * gekennzeichnet.
Warum ist Beinbehaarung bei Frauen* unattraktiv, aber bei Männern* schön, obwohl alle sie auf natürliche Weise mehr oder weniger haben? Warum sollten Frauen* besser geeignet sein abzuwaschen und Alte zu pflegen? Diese Vorstellungen nehmen allen die Freiheit ihren Charakter und ihre Sexualität zu entdecken und zu entwickeln wie sie wollen. Tatsache ist auch, dass es sich immernoch um patriarchale Strukturen, das heißt durch männerdominierte, handelt und Frauen* und alle anderen, die sich nicht als Mann* definieren bevormundet und benachteiligt werden.
Alltäglich erleben die meisten Frauen* sexualisierte Gewalt, angefangen mit unangenehmen Kommentaren, die Frauen* bewerten und auf ihre Körper reduzieren, über ungewolltes Angefasstwerden oder bedrängende Situationen beim Ausgehen bis hin zu sexualisierten Übergriffen. Mit sexueller, körperlicher und psychischer Gewalt haben viele Frauen* verschiedenster Klassen und kultureller Gruppen zu kämpfen und Tötungen aufgrund von Frauenhass (Femizide) sind keine Ausnahmefälle und haben ihre Ursache in der Art und Weise, wie Frauen* gesellschaftlich betrachtet werden.
Sexismus steckt in fast allen Bereichen unserer Leben. In Diskussionen reden nicht nur meist mehr Männer*, selbst wenn die Anteile gleich sind, sondern sie werden auch ernster genommen. Überhaupt wird die Ausbildung von eigenen Positionen bei Frauen* durch eine gegenteilige Erwartungshaltung unterbunden. Männer* übernehmen die meisten Führungspositionen und Frauen* erhalten immernoch weniger Lohn für gleiche Arbeit und haben wegen (potentieller) Schwangerschaft schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten.
Dafür übernehmen sie Gesamtgesellschaftlich, aber auch in Familie und Freundeskreis, die Aufgaben, die andere Menschen wieder aufbauen – in der Pflege Hilfsbedürftiger, Putzen und Kochen, Fürsorge, Erziehung, nachfragen und zuhören in Beziehungen… – und diese Reproduktionsarbeit wird meist nicht einmal gesehen und gewertschätzt und außerdem auf dem Arbeitsmarkt schlecht vergütet. Auf diese Arbeit, die Grundbedürfnisse wie körperliches und emotionales Wohlbefinden abdeckt, ist das kapitalistische System angewiesen, da sie arbeiten erst möglich macht. Die Ausbeutung und Unterdrückung bestimmter Schichten und konkret von Frauen gehört also zum Wesen des Kapitalismus. In diesem System werden wir nicht frei sein.
Obwohl es viele verbindende sexistisch-diskriminiernde Erlebnisse von Frauen* gibt, wollen wir nicht den Eindruck erwecken, Frauen* seien eine homogene Gruppe. Die Diskriminierungserfahrungen können sehr unterschiedlich sein. Frauen*, die aufgrund ihrer nicht „weißen“ Hautfarbe (Rassismus), ihrer Klasse (zb. Bildung, sozialer Hintergrund, wenig Geld), ihrer Sexualität und vielem mehr diskriminiert werden, erleben eine Mehrfachunterdrückung. Ihnen tritt jeweils eine verschärfte Form gesellschaftlichen Hasses entgegen, sie werden unsichtbar gemacht und isoliert.
In den letzten Jahren wurde oft von rechter und konservativer Seite versucht, Sexismus als ein Problem anderer „Kulturkreise“ zu definieren und somit die eigene patriarchale Weltanschauung zu verschleiern. Die vermeintlich feministische Forderung nach „Schutz der Frau“, dient somit nur als Werkzeug, um ihren Rassismus zu befeuern.
Frauen* sind sicherlich nicht das schwächere Geschlecht, aber faktisch immernoch das unterdrücktere.
Und das ist nur ein Teil der Fremdbestimmung über unsere Leben in dieser Gesellschaft, gegen die wir uns entscheiden können und die wir bekämpfen können, jeden Tag und am 8. März, dem Frauenkampftag, gibt es Anlass unsere Wut darüber laut zu herauszuschreien.
Der Internationale Frauen*kampftag wurde schon 1910 von Clara Zetkin und der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz beschlossen. Am 8. März 1917 streikten in Sankt Petersburg die Arbeiter*innen, Soldatenfrauen* und Bäuer*innen, was am 12. März in einen Aufstand mündete und legten damit den Grundstein für die Februarrevolution. Seitdem gehen Frauen* auf die Straße, um für gleiche Rechte und ein selbstbestimmtes Leben zu kämpfen.